MuGl 2024 - Rückblick auf ein paar schöne Tage
Ganz ketzerisch könnte man sagen, es war eigentlich alles wie im Jahr zuvor. 30 gemeldete Teilnehmer und Teilnehmerinnen, je 15 Männlein und Weiblein, die Stimmung gut, die Hausunterbringung ließ kaum Wünsche offen, Grillabend, Feuerschale, Moppeds nah beim Haus, Wetter trocken, sonnig, nicht zu heiß, nicht zu kalt. Das Alles sind Zutaten zu einer gelungenen Freizeit, zu entspannten und erlebnisreichen Tagen aber all dies würde nur wenig zählen, wenn nicht über Allem der Geist eines wohlwollenden Miteinanders schweben würde. Und dieses wohlwollende Miteinander kann man nicht machen, nicht wollen, es ereignet sich und dazu trägt jede und jeder Einzelne sein Teil bei.
Schon am Dienstag trafen die ersten von uns im Cyriakushaus in Gernrode ein. Mit gemeinsam zu Abend essen und gemeinsamen Plaudern ging der Abend viel zu schnell vorüber. Bis der Tross am Mittwoch vollends zusammen war, erkundeten wir in kleinen Gruppen die Umgebung. Quedlinburg ist eine Reise wert. Hübsch restaurierte Fachwerk- und gut erhaltene Steinhäuser, ein burgähnliches Rathaus und ein Riesenmarktplatz, Kopfsteinpflaster, eine erhabene Burg anbei, all das verbreitet genauso unglaublich Flair wie es in Gernrode Cyriakushaus und -kirche mit stiller Nonchalance vermögen. Kleiner Spaß für die Dienstagsanreiser, genau an der richtigen Stelle vor der Zufahrt war die Straße wegen Baustelle aufgerissen, mit Mopped hinten auf dem Haken wurde es doch ganz schön was zu zirkeln in den engen Gernroder Gassen, um zum Tagungshaus zu gelangen. (Zum Glück war die Baustelle dann ab Mittwoch verschwunden).
Mittwoch, Anreisetag für die Meisten, zum Abendessen (und Nachtmahl für die Nachzügler) haben sich wieder Menschen aus allen Ecken Deutschlands im Alter zwischen fast achtzehn und fast achtzig zusammengefunden und der Spaß nahm seinen Lauf. Auch wenn sich die meisten schon kannten, war die Vorstellungsrunde in der Dämmerung im Garten ein großes Hallo, bis wir uns immer wieder nach Kriterien, wie Alter, Geburtsmonat, Entfernung, Größe und Nord-Südverteilung aufgereiht hatten. Nach der Andacht im Andachtsraum ging der weitere Abend in fröhlicher Runde bei geistvollen Gesprächen spät zu Ende. Der Donnerstag beginnt mit einer Andacht zu Himmelfahrt, Frühstück und mit der ersten Arbeitseinheit zu unserem Thema Christsein im Alltag. Ralf-Peter und Helga hatten den Kreuzweg Jesu mit seinen 14 Stationen gewählt, Gruppen gebildet und mit guten Fragen beauftragt, den Bezug zu uns heute herzustellen. Das erste gemeinsame Mittagessen wurde, wie überhaupt alle Mahlzeiten, mit vorab ausgewählten und ausgedruckten Tischgebeten begonnen. Meist gab es eine Salatbeilage zu den Hauptgerichten und meist auch einen Nachtisch, die Schlange am Buffet war jedenfalls fröhliche Fortsetzung von Gebet und Lied und ein weiterer erwartungsfroher Auftakt sollte folgen, die Nachmittagsausfahrt zur Teufelsmauer. Mittlerweile waren alle Moppeds von ihren Anhängern gerollt worden, in 4 Gruppen startete der erste fahrerische Part. Doch, oh je, trotz Navi und genug Zeit und Muse, nicht alle erreichten das Ziel, was aber ob der anzutreffenden Ambivalenz (ja, der Kuchen war toll aber der Alleinunterhalter nicht so….) zu verschmerzen war. Die Gruppen für die O-Fahrt wurden nach dem Abendessen eingeteilt und, wie jedes Jahr, eine gcm-VV einberufen, in der es auch um die Zukunft von gcm und MuGl ging. Der Abend mündete in eine rauschende Grillfeier im Garten des Cyriakushauses, es gab reichlich Gemüse und Fleisch für den Rost, Brot, Salate und Barbequezutaten wie Ketchup, Senf, Gurken und selbstverständlich speisten wir unter freiem Himmel auf der Terrasse bei angenehmen Temperaturen. So lässt es sich wohl sein, bei einigen wurde es früh.
Freitag ist Tag der Orientierungsfahrt und anschließend fordert die Mutter aller Feten, das berühmte Feschtle, seinen Teil. Zuvor jedoch düsten wir zu den raffinierten und Intellekt sowie Improvisationskunst fordernden Sonderprüfungen in kleinen Gruppen. Apropos düsen, ausgerechnet mein Mopped hatte wohl vom langen, 2-jährigen Stehen Wasser im Benzin, was sich jeweils nach kurzem Stillstand in einer verstopfen Leerlaufdüse bemerkbar machte. Überhaupt, nicht unterwegs, aber auf dem Parkplatz wurde öfters mal Werkzeug ausgerollt und zünftig geschraubt. Zurück zur O-Fahrt, obligatorisch muss jede Gruppe einen Aufgabenplan fürs Feschtle umsetzen, 200g Erdbeeren pro Teilnehmer besorgen, putzen und schneiden war noch die Einfachste. Ein jeweils vorgegebenes Märchen zu vertonen und als Ballett zu geben, da ist richtig Kreativität gefragt und man kann mit Fug und Recht sagen, alle Gruppe haben Köstliches geliefert, ich sage nur, Kostüm mit langen Unterhosen und mit Tütüs aus Toilettenpapier als ein Beispiel. Und ja, wahrscheinlich geht es uns allen so, dass wir Alle eigentlich Hemmungen haben, uns vor erwachsenem Publikum zum Obst zu machen, aber hier gehört es einfach dazu. Nach den Darbietungen und der O-Fahrtwertung, meine Gruppe erhielt ob des zweiten Platzes die erhabene Aufgabe, das Feschtle auf der MuGl 2025 auszurichten, wurden die Tische in 2 lange Reihen umgestellt und in kleinen und größeren Gruppen wurde fortan und wieder bis in den frühen Morgen erzählt, Quatsch gemacht, Benzin geredet und auch ernsthafte und persönlich bedrängende Themen in 2er oder 3er-Grüppchen nicht ausgespart. So wie das nun mal ist mit dem Leben.
Vom Samstag ist zu berichten, dass der Vormittag wieder einer Arbeitseinheit gehört, es ging um die Praxis des Gebets am Beispiel von religiösen Gebetsriten, jede der Weltreligionen kennt ein Pendant zum Rosenkranz in der katholischen Tradition. Ist das Gebet als Ritual nur rein formale Aufgabe oder auch und gerade Stütze und Struktur? Das wurde dann sehr lebhaft in kleinen Gruppen diskutiert und sehr lebendig im Plenum referiert. Da war sicher für uns Alle einiges an Neuem und Erwägenswertem dabei. Danke an die Vorbereiter der Arbeitseinheiten aber auch der stillen Zeiten, Andachten, Ausfahrten, dem Tischgebet, den Liedern und dem Liederzettel, dem Feschtle und der O-Fahrt, dem Einsatz am Grill und und und ….
Nachmittags trafen wir uns nach einem entspannten Ritt über die kleinen Harzstraßen in einem huschigen Waldcafe kurz vor Sangershausen. War nett da, wobei ich nicht umhin kann, das Cafe Froschkönig gegenüber der Zufahrt zum Cyriakushaus zu erwähnen. Das Eis dort, die Kuchen und Torten sowie die Kaffee- und Teespezialitäten suchen ihresgleichen aber wir sind ja auch zum Fahren da, oder?
Ausfahrten ausgucken ist das eine, eine Ausfahrtgruppe anzuführen das Andere, deshalb auch Respekt an unseren jüngsten Teilnehmer Björn-Noah, er hat an allen 3 Fahrten souverän unsere Gruppe angeführt.
Am Sonntag feierten wir gemeinsam einen Gottesdienst in dem es um die Dialektik des Friedens ging. Die Vorbereiter haben sehr viel Dietrich Bonnhoeffer zu Worte kommen lassen und Dietrich Bonnhoeffer, so wurde es in der anschließenden Rückmelderunde, in der wir Alle unsere Positiva und Negativa der zurückliegenden Tage austauschten, also Dietrich Bonnhoeffer wird das Thema der nächsten MuGl sein. Dann wurde noch schnell ein Gruppenfoto gemacht bevor die Ersten die Hühner sattelten um sich frühzeitig auf den langen Weg nach Hause zu machen. Aber nicht ohne vorher die Anderen ganz dolle zu knuddeln, wir sehen uns vielleicht erst nächstes Jahr wieder. Nach dem Mittagessen rechnete Helga noch die Getränkeliste zu Ende ab, wir alle bedankten uns auch noch bei Karsten und seinem Team für die charmante und freundliche Gastlichkeit und verabschiedeten uns von unseren beiden ältesten Teilnehmern. Irgendwann fuhren dann auch die Letzten vom Hof. In der Hoffnung und in der Vorfreude auf nächstes Mal und vielleicht auch ein bisschen in der Wehmut, so lange warten zu müssen auf die vielen freundlichen Gesichter, die zusammen diese Tage wertvoll gemacht haben und sicher wieder machen werden.